Spätestens seit der Verfügbarkeit bezahlbarer Modellscanner und Intraoralscanner hat die 3D-Technologie auch in der Kieferorthopädie Einzug gehalten. Der Grund hierfür liegt vor allem in den vielfältigen Möglichkeiten, durch eine digitale Umsetzung Arbeitsabläufe in Praxis und Labor optimieren zu können – das betrifft Einsparungen und Arbeitserleichterungen ebenso wie die Absicherung gleichbleibend guter Behandlungsergebnisse.
Erstellung virtueller Modelle in wenigen Arbeitsschritten
So lassen sich z.B. aus gescannten Modellen und i/o Abformungen mit Hilfe geeigneter Softwareanwendungen mit wenigen Arbeitsschritten virtuelle Modelle erstellen, die für viele Aufgaben im Zusammenhang mit Archivierung, diagnostischer Vermessung, Behandlungsplanung und Patientenberatung im Vergleich zu physischen Modellen oft nicht nur besser geeignet sind, sondern auch neue Vermessungs-, Planungs- und Behandlungsoptionen bieten.
Computergestützte Herstellungsprozesse
Inzwischen gehören Laborprozesse wie i/d Kleben, Alignerherstellung bis hin zur Retainer- und Apparaturenfertigung unter Nutzung moderner Herstellungstechnologien wie 3D-Druck zum Stand der Technik in vielen Behandlungs- und/oder Dienstleistungseinrichtungen.
Neue Qualität in der Modellanalyse durch digitale Modelle
Qualitativ neue Möglichkeiten bietet die Verwendung digitaler Modelle aber auch in der Modellanalyse:
Bei der traditionell praktizierten Vermessung massiver physischer Modelle aus Gips oder Kunststoff beruht die Bewertung von Platzangebot und Platzbedarf im Kiefer grundsätzlich auf der Beschreibung von Zahnbogen und Zahnkronen als Kombination eindimensionaler Strecken, die an der Malokklusion mittels Messschieber und Lineal abgegriffen werden.
Der Vorteil dieser Verfahren besteht in ihre Einfachheit, Robustheit und in der jahrzehntelangen Erfahrung der Anwender bei der Interpretation der Ergebnisse. Als Nachteil steht dem gegenüber, dass die Bewertung häufig auf nicht zutreffenden Annahmen beruht und deshalb nur überschlägige Werte liefert.
Ein Scan-Datensatz wird i.d.R. durch ein hochaufgelöstes Gitternetz repräsentiert, wobei die räumlichen Koordinaten jedes Gitterpunktes (Vertex) im Objektkoordinatensystem bekannt sind. Somit beinhaltet ein digitales Modell von vorn herein hochgenaue Informationen über die anatomische Form von Zahnkronen und Zahnbögen. Wenn unter Zuhilfenahme intelligenter Software-Algorithmen zusätzlich eine virtuelle Segmentierung und Vervollständigung der Einzelzähne erfolgt, können diese Informationen zur Bestimmung von individuellen Kronenkoordinaten und Referenzpunkten genutzt werden.
Die wichtigsten Vorteile der 3D-Modellanalyse in der Kieferorthopädie
Der Vorteil einer solchen „echten“ 3D-Modellanalyse im Sinne der Berücksichtigung der tatsächlichen (anatomischen ) Zahnbogen- und Kronenformen besteht also neben der Reproduzierbarkeit und sofortigen Verfügbarkeit der Platzbewertung unmittelbar nach Kronensegmentierung vor allem in der Berücksichtigung der individuellen Besonderheiten der zu korrigierenden Zahnfehlstellung in Relation zum knöchernen Kiefer.
Ein weiteres Argument für ein solches Auswertekonzept liegt in seiner Kompatibilität mit der für das virtuelle Aufstellen von Zielsituationen (virtuelles Setup) benutzten Methodik im Zusammenhang mit der Planung kieferorthopädischer Behandlungen mit Alignern oder festsitzenden Apparaturen.
Ausführlichere Informationen zum Thema Diagnostische Vermessung digitaler Modelle in der KFO finden Sie hier.